Marktplatz  (c) Lukas Haemmerle - Dornbirn Tourismus und Stadtmarketing GmbH

Biografie einer Stadt

Die Biografie einer Stadt ist an vielen Stellen ablesbar. Unter anderem an ihren Gebäuden, an der Gestaltung von Plätzen und in ihren Wegführungen.

Marktplatz

Schon früher säumten Gasthäuser diesen großen Platz. Hier wurden Versammlungen gehalten und die Bürgermeister durch Zulauf gewählt. Viele Dornbirner erinnern sich noch lebhaft an den regen Autoverkehr, der einmal herrschte. Der Platz wurde 1989 zur Fußgängerzone erklärt und war zuvor die verkehrsreichste Straßenkreuzung Vorarlbergs.

Kirche St. Martin

Die Pfarrkirche St. Martin wurde 1278 erstmals erwähnt. Es erfolgten mehrere Neubauten. Der freistehende Turm wurde fast 200 Jahre später erbaut und 1767 auf ca. 60 Meter erhöht. Der Platz wird von der klassizistischen Gestalt der Kirche dominiert. Diese Formgebung entstammt Plänen von Martin von Kink, die 1839/40 realisiert wurden. Neben der Kirche stehen Kirchturm und Pfarrhof als prägende Bauten. Der Pfarrhof wurde 1901 in historistischem Stil erbaut. Architekt Hanns Kornberger entwarf einen vorgesetzten Giebel mit ionischen Rundsäulen und sorgte damit für eine stilistische Einheit mit der Pfarrkirche. 2008/09 erfolgte der Umbau zum Pfarrzentrum durch die Architekten Michael Heim und Wolfgang Ritsch.

Rotes Haus

1639 wurde das Rote Haus an Stelle des 1570 abgebrannten Pfarrhofes erbaut. Es gibt noch heute Einblick in die Holzbauweise dieser Zeit. Bemerkenswert sind die vierteiligen Fenstergruppen, die versenkbaren Zugläden und die mit Ranken verzierte Unterseite der Dachtraufe. Die rote Farbe erhielt es durch einen damals üblichen Schutzanstrich, dessen Farbton als „Ochsenblut“ bezeichnet wurde. Für Dornbirn hat das Rote Haus stadtpolitisch Bedeutung. 1655 wurde von der Außentreppe der Verkauf Dornbirns an die Grafen von Hohenems durch Dornbirner Bürger verhindert.

Rotes Haus  (c) Lukas Haemmerle - Dornbirn Tourismus und Stadtmarketing GmbH
Marktplatz (c) Matthias Rhomberg - Dornbirn Tourismus & Stadtmarketing GmbH

Stadtarchiv & Stadtmuseum

Josef Anton Lanter, Fabrikant und Gemeindeammann, ließ 1796 das repräsentative Bürgerhaus erbauen. Es wurde später zum Stammhaus der Industriellenfamilie Rhomberg. 1958 wurde es von der Stadt Dornbirn erworben und beherbergt heute Stadtarchiv und Stadtmuseum.

Luger-Haus

Ursprünglich der Stadel des Feurstein-Hauses, fand es seine zweite Verwendung als Gasthaus Sonne. Aufmerksame Beobachter sehen die Sonne auf dem Giebelfeld. 1901/02 wurde es in altdeutschem Stil umgestaltet. Auffallend sind der geschwungene Giebel, der kleine Erker und der Eckturm mit Fachwerk. Bemerkenswert außerdem die Putzdekorationen im Jugendstil, die rückseitige Holzveranda und der Innenumbau im Postmodernen-Stil nach einem Brand im Jahre 1987. Heute bekommt man hier Rechtsberatung in einer Anwaltskanzlei, Lesestoff in einer Kinderbuchhandlung und ein feines Mittagessen im Café Steinhauser.

Einrichtungshaus Zünd, heute c.art Gallery

In den 1960er Jahren erlebte Dornbirn einen Bauboom. Nur wenige Gebäude konnten den Anspruch erheben, architektonische Qualitäten zu verkörpern. Von Architekt Ernst Hiesmayr entworfen und 1972 fertig gestellt, war dieses Gebäude ob seiner modernen Formensprache in der Bevölkerung umstritten. Ursprünglich wurde das Wohn- und Geschäftshaus von Bauherr Christoph Zünd errichtet. Von außen nur durch wenige Öffnungen dem Blick zugänglich, schraubt sich der Raum im Inneren mit offenen Halbetagen in die Vertikale.

Rhomberg Haus  (c) Benno Hagleitner - Dornbirn Tourismus & Stadtmarketing GmbH
Bauernhaus (c) Benno Hagleitner - Dornbirn Tourismus & Stadtmarketing GmbH
Musikschule (c) Benno Hagleitner - Dornbirn Tourismus & Stadtmarketing GmbH

Adolf-Rhomberg-Haus

Das Adolf-Rhomberg-Haus liegt von mächtigen Bäumen umgeben in der Marktstraße 26. Im Hausflur machen das Gewölbe und altes Parkett auf sich aufmerksam, das Treppenhaus ist das sanierte Original. Von außen zieren den Eingang jeweils zwei Säulen, die Dachuntersicht ist blumig bemalt. Überhaupt ist die Außenfassade auffallend verziert, der Dachgiebel im dritten Stock ein Augenschmaus. Errichten ließ das Haus der Fabrikant Marx Alois Luger 1798 und 1799. Die Pläne stammten von Sigmund Hilbe, der auch die Haselstauder Kirche plante. 1834 erwarb Eduard Rhomberg das Haus, sein Sohn Adolf war von 1890 bis 1918 Landeshauptmann von Vorarlberg. 1900 ergänzte Architekt Hanns Kornberger die Fassaden um einige Jugendstildetails. Die Innung der Vorarlberger Baugewerbe kaufte das Gebäude und sanierte es 1987 bis 1990. Der Kunstraum Dornbirn nutzt es für Ausstellungen und Kurse.

Kapuzinerkloster

Neben einer hoch aufragenden Birke erhebt sich nicht weniger beeindruckend die Schmalseite der Kirche des Kapuzinerklosters. Die Kirche in der Marktstraße 49 ist mit Holzbänken und modernen Fenstern ausgestattet. Pinselstrichblau mit gelben und roten Streifen sind sie. Eher schlicht und in Weiß gehalten, wirkt der Sakralraum ruhig, schlicht auch das angrenzende Klostergebäude. Es wurde von Adolf Rhomberg gestiftet, nachdem die Frau des Textilfabrikanten und Landeshauptmanns von einer schweren Krankheit genesen war. Das seinem Wohnhaus gegenüberliegende Kloster wurde 1893/94 errichtet und die Klosterkirche dem Hl. Josef geweiht. Das Altarbild zeigt – einem alten Brauch folgend – höchste zeitgenössische Persönlichkeiten, das Stifterehepaar und Dornbirn als Bildhintergrund. 2004 wurde das Kloster an die Franziskanerprovinz Posen in Polen übergeben.

Musikschule

Das Gebäude der heutigen städtischen Musikschule in der Rosenstraße 6 wurde 1900/01 als Mädchenfortbildungsschule errichtet. Der Bau besteht aus gelblichen und rötlichen Backsteinen. Bemerkenswert ist die originale Jugendstilverglasung des Stiegenhauses. Das Fenster reicht von ganz oben bis ganz unten und zeigt eine Landschaft: Die Sonne wirft ihre Strahlen von rechts übers Bild, viel Platz ist für Bäume, Wiesen, Wasser und Himmel, wobei sich ein Blumenfries von unten durchs Bild rankt. Die Musikschule wurde 1902 von der „Gesellschaft der Musikfreunde“ gegründet. Nach mehreren Standortwechseln befindet sich die Musikschule nun seit 1927 in diesem Gebäude, über den Tag verteilt dringen Oboen- und Klavierklänge oder auch Singstimmen nach draußen.

Heilandskirche

Die Form der Evanglische Kirche in der Rosenstraße folgt einem Entwurf von Architekt Otto Bartning. Die Kirche wurde 1930-31 errichtet. Die Pläne hierfür erhielt die Pfarrgemeinde aus Böhmen, wo diese bereits realisiert worden waren. Das Gebäude hat eine achteckige Form, aus der in perfekter Symmetrie Eingang, zwei Treppenhäuer und Chor/Sakristei wachsen. Einen Abschluss findet das Gebäude durch ein Zeltdach mit Laterne

Schloßguggerhaus

Das Schlossguggerhaus, das älteste Haus Dornbirns, ist um das Jahr 1290 entstanden. Der ebenerdige Eingang ist von einer alten, rüstigen Tür verschlossen, der Zugang mit Torbogen kleinen Leuten vorbehalten. Der hölzerne Treppenaufgang wirkt nicht, als könne er das Durchschnittsgewicht eines heutigen Europäers tragen. Die angrenzende Stallung wurde so auch später häufig gebaut, das Schild „Ausfahrt freihalten“ verspricht, dass es noch Leben hinter der Stalltür gibt – und kann es doch nicht halten. Auf die Seite der Bergstraße, an der täglich viele Autos und früher die Kutschen mit ihren Pferden vorbeigekommen sind, blicken zahlreiche einladende Fenster. Rückseitig steht ein alter Apfelbaum auf einer grünen Wiese und will auch in kommenden Jahren Blüte und Ernte tragen. Den Gebäudekern bildet eine spätromanische Bohlenständerkon-struktion, das Haus gilt daher in Westösterreich als besonderes Beispiel anonymen ländlichen Bauens. Auffallend ist außerdem ein zunehmend in Stein übergehendes Holzwerk, das die historische Entwicklung vom Holzbau zum Holz-Steinmischbau dokumentiert.